Buch-Ankündigung "Der Kanal ist mir":
Wir konnten kürzlich mit Bernhard Weser einen neuen Autor für den BROCKHAUSEN-Buchverlag gewinnen.
Bernhard Weser ist ein leidenschaftlicher Autor von Krimis. Zurzeit schreibt er ein Buch, das den
Titel „Der Kanal ist mir!“ trägt. Es geht in diesem Buch um eine dramatische Nachbarschaftsgeschichte,
die sich in der Nähe von Stuttgart zuträgt und Nachbarn zu so erbitterten Feinden werden lässt,
dass sie selbst vor Mord und Totschlag nicht zurückschrecken. Bernhard hat uns gestattet,
schon ein klein wenig in sein Buch hineinzuschnuppern. Selbstverständlich dürfen sie
gemeinsam mit uns den Buchausschnitt lesen.
Ein Haus wird gekauft
März. Ein kalter, verregneter Vorfrühlingstag. Der Himmel war grau und wolkenverhangen. Sabine
und Klaus-Dieter stiegen fröstelnd aus dem Auto, und auch die dreijährige Katharina folgte
untypisch zögernd. Also wieder einmal eine Hausbesichtigung. Seit einem halben Jahr waren
sie nun schon auf der Suche nach einem passenden Haus, und langsam wurde es immer dringender,
endlich ein geeignetes Haus zu finden.
Sabine schüttelte den Kopf. „Ein vierzig Jahre altes Haus, eine Bruchbude also. Es ist
absolute Zeitverschwendung, es überhaupt zu besichtigen.“ Klaus-Dieter antwortete nicht,
sondern schritt forsch zur Eingangstür des Hauses und klingelte. Die Tür öffnete sich sofort,
und der Makler begrüßte sie optimistisch und überschwänglich. „Na, da haben Sie sich ja kein
schönes Wetter ausgesucht. Kommen Sie erst einmal herein.“ Zögerlich traten sie in die
Diele des Hauses und blieben schockiert stehen. Es war dunkel und muffig.
An jeder nur möglichen Stelle befanden sich dunkel gebeizte Holzpaneele. Es war einfach scheußlich.
Sabine und Klaus-Dieter sahen sich an und schüttelten den Kopf. Falls der Makler das bemerkte,
so ignorierte er es jedenfalls. Begeistert begann er das Haus vorzustellen. „Sehen Sie nur,
diese große und repräsentative Diele. Und erst einmal das Wohnzimmer. Vierzig Quadratmeter
mit direktem Zugang zur Terrasse und dem herrlichen Garten.“ Er fuhr fort: „Stellen Sie sich
das hier mal alles in weiß vor. Und dann auch noch Ihre Möbel. Weiße Möbel.“ Sabine war irritiert.
Woher wusste der Makler, dass all ihre Möbel weiß waren? Auf jeden Fall war ihre Phantasie angeregt
und beflügelt, und vor ihrem inneren Auge sah sie ihre Wohnzimmermöbel in diesem Raum.
Diese Vorstellung war eigentlich gar nicht mal so schlecht. Ein Krachen riss sie aus ihren
Träumen. Katharina versuchte gerade mit Erfolg, ein Stück von den dunklen Holzpaneelen
abzureißen. „Haben Sie noch mehr von der Sorte“, fragte der Makler, pikiert und vorwurfsvoll
auf Katharina zeigend, und schuldbewusst nahm Sabine ihre lebhafte Tochter an die Hand,
die Besichtigung fortsetzend. Nach dem großzügigen Schlafzimmer waren zwei gemütliche
Kinderzimmer an der Reihe. „Wieso zwei Kinderzimmer“, fragte Katharina. „Ich bin nur ein Kind.“
Lächelnd sahen sich Klaus-Dieter und Sabine an und konzentrierten sich dann wieder auf die
Erklärungen des Maklers.
„Das ist hier natürlich ein tolles Wohnkonzept“ fuhr dieser gerade fort. „Wohnen auf einer
Ebene, absolut ideal für Familien mit kleinen Kindern und natürlich auch im Alter. Die
jetzige Besitzerin ist bereits hochbetagt, pflegebedürftig und gehbehindert. Deshalb wurde
hier alles rollstuhlgerecht ausgebaut.“ „Wieso will die alte Dame denn eigentlich jetzt
ihr Haus aufgeben?“, erkundigte sich Sabine, und erfuhr, dass die Besitzerin, Frau
Margarete Wichtelmann, das Haus ihrer Tochter, die in Stuttgart lebte, überschrieben hatte,
und jetzt zu ihrer Tochter gezogen war ...